Eckes-Granini, Europas größter Hersteller von Marken-Fruchtsäften und Inhaber bekannter Marken wie hohes C oder granini hat ein ambitioniertes Ziel: Bis 2030 sollen alle Saftrohstoffe aus nachhaltiger Beschaffung stammen. Um das zu erreichen, mussten Lieferketten transparent gemacht werden, damit die jeweiligen Akteure sichtbar werden. Eine Herausforderung für den Einkauf. Die Lösung: ein Data Warehouse mithilfe von Azure SQL und präziser Visualisierungen von zentralen Lieferantendaten in Power BI. Das Ergebnis: Schon heute entsprechen dank dieser Transparenz fast 70 Prozent aller Saftzutaten nachhaltigen Standards. Und viele Fragen, die sich aus dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ergeben könnten, können mit dieser Methodologie beantwortet werden.
Die Herausforderung: Ein undurchsichtiges Netzwerk aus zahlreichen Lieferanten
Nachhaltige Beschaffung – dazu gehört neben der Einhaltung sozialer Mindeststandards entlang der Lieferkette der nachhaltige Anbau von Rohstoffen. Landwirtschaftliche Erzeugerbetriebe müssen hierfür nach den Grundsätzen der nachhaltigen Landwirtschaft wirtschaften und sich über eine Zertifizierung nach SAI-FSA bronze oder einem vergleichbaren Standard prüfen lassen. Entlang der Lieferkette müssen alle Verarbeitungsbetriebe die Einhaltung sozialer Mindeststandards über eine gültige SMETA 4-Pilar Zertifizierung nachweisen. Für Bernd Neufert, Procurement Manager und zuständig für die Lieferanten- und Rohstoffdokumentation sowie Group Key Area Lead Sustainable Sourcing im Zentraleinkauf von Eckes-Granini, ist das eine Herzensangelegenheit: „Unsere Marke schützen, die Kosten kontrollieren und mehr nachhaltigen Saft verkaufen – das sind drei Punkte, die wir erreichen können, wenn wir nachhaltig agieren.“ Bereits im Jahr 2019 hat sich Eckes-Granini klare Ziele gesetzt: „Wir sind dem Sustainable Juice Covenant beigetreten. Mit dieser Vereinbarung verpflichten wir uns, bis 2030 nur noch Produkte anzubieten, deren Saftrohstoffe zu 100 Prozent einer nachhaltigen Beschaffung entspringen“, erklärt Thomas Graf, Director Corporate Communications bei Eckes-Granini. Um das zu erreichen, muss der Einkauf in enger Kooperation mit den Bereichen Research & Development und Quality Assessment von Eckes-Granini die relevanten Lieferketten sowie deren Akteure und nicht zuletzt die angebauten Obst- und Gemüse-Kulturen kennen und genau verstehen. „Wir benötigen Klarheit darüber, welche Lieferanten unsere Nachhaltigkeitsstandards erfüllen“, erklärt Neufert. „Wir wollen die Risiken der Lieferketten kennen – und Risiken für Menschen und die Umwelt vermeiden.“ Auch rechtliche Pflichten kamen dazu: Am 1. Januar 2023 ist das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in Kraft getreten. Für Unternehmen mit mindestens 3.000 Arbeitnehmer*innen im Inland gilt es bereits seit Januar 2023, für Unternehmen mit mindestens 1.000 Arbeitnehmer*innen ab 2024. Sie sind seitdem gefordert, auf die Einhaltung menschenrechtlicher und umweltbezogener Standards durch alle an der Lieferkette beteiligten Akteure zu achten. Schon lange vor Inkrafttreten war Eckes-Granini klar: Es brauchte viel mehr Transparenz in der Lieferkette.
Keine leichte Aufgabe: Denn als größter Hersteller von Marken-Fruchtsäften in Europa arbeitet Eckes-Granini mit vielen unterschiedlichen Lieferanten zusammen. Die Lieferkette reicht von der landwirtschaftlichen Erzeugung über Erzeugergemeinschaften oder Genossenschaften bis zum verarbeitenden Betrieb und am Ende den Abfüllbetrieben von Eckes-Granini. In der Vergangenheit war es sehr aufwendig die gesamte Lieferkette nachzuverfolgen. Bernd Neufert erinnert sich: „Unsere Sicht reichte oft nur bis zum Tier-1-Lieferanten – also bis zum direkten Lieferanten. Woher jedoch dieses Unternehmen selbst die Rohwaren hatte – also welche vorgelagerten Tier-2- und -3-Lieferanten beteiligt waren – und wie, wo oder unter welchen Bedingungen sie angebaut und verarbeitet wurden, war nicht immer einfach in Erfahrung zu bringen. Die Daten fehlten oder waren in unterschiedlichen Listen und Formaten abgelegt.“ Das erschwerte nicht nur das Controlling der Lieferanten in Bezug auf Aspekte der Nachhaltigkeit – es barg auch Risiken unter anderem rund um die Liefersicherheit, die für Eckes-Granini in Krisenzeiten wichtig ist. „Im Einkauf ist nichts schlimmer als Überraschungen. Wir müssen Schwächen in unseren Lieferketten und daraus möglicherweise entstehende Lieferengpässe möglichst gut vorhersehen können, damit diese gar nicht erst entstehen“, so Bernd Neufert. Deshalb entwickelten er und seine Kollegin Anastasiia Strukova, Expert Sustainable Sourcing bei Eckes-Granini, zusammen mit Microsoft Partner GDS Business Intelligence GmbH eine Lösung mit Microsoft Azure und Power BI, die ein einfaches und auf objektiven Daten basiertes Lieferanten-Management ermöglicht – die Voraussetzung, um nicht zuletzt auch die eigenen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Die Lösung: Saubere Datenstruktur und Visualisierung in Power BI schaffen Transparenz
Dank der intensiveren Nutzung von Lieferantendaten und den daraus entstehenden Erkenntnissen, bestehen die Säfte von Eckes-Granini schon heute zu fast 70 Prozent aus Obst und Gemüse aus nachhaltigem Anbau. Eckes-Granini setzt auf die Microsoft Intelligent Data Platform und hat dafür mit Azure SQL ein Data Warehouse aufgebaut, an das alle notwendigen Datenquellen angebunden sind: Aus internen Datenquellen kommen zum Beispiel kommerzielle Daten, wie Umsatz oder Geschäftsbeziehungen, aber auch Informationen zu Rohwarenqualität. Aus externen Quellen, wie Sedex oder EcoVadis, werden Daten zu ESG-Performance abgerufen sowie öffentliche Daten zu Herkunftsländern und den damit verbundenen Risikoeinschätzungen ergänzt. Diese Daten werden nicht direkt visualisiert, sondern mithilfe der Azure Data Factory in ein neues Gesamtdatenmodell in einer Azure SQL Datenbank überführt, analysiert und dann mit Power BI als Dashboard visualisiert. Genauso, wie Bernd Neufert es sich wünscht: „Lieferanten, die nicht unseren Nachhaltigkeitsstandards entsprechen, stellen innerhalb der Lieferkette ein Risiko für Produktqualität und unsere Marke dar.” Im Dashboard wird deshalb die Lieferbeziehung zwischen allen Beteiligten einer Lieferkette visualisiert – egal ob Tier-1-, -2- oder -3-Lieferant. „Diese Visualisierung allein macht unsere Lösung schon einzigartig am Markt“, so Neufert. „Für jeden unserer Kontakte, sei es Tier-1 oder Tier-2 oder Tier-3 bekomme ich eine Risikobewertung. Fällt diese nicht so aus, wie wir es uns vorstellen, kann ich mir detaillierte Informationen ansehen und herausfinden, wo es hakt.“ Die Lieferantenbewertung ist damit transparent und beruht auf objektiven Daten: Zeigt das Dashboard, dass einer der Lieferanten nicht mehr den gewünschten Standards entspricht, kann Bernd Neufert reagieren – und beispielsweise direkt zu den Landwirt*innen fahren, um sich die Situation persönlich anzusehen. Außerdem können dank Azure SQL Database die Daten neben Power BI auch weiteren Analysewerkzeugen zur Verfügung gestellt werden.
“Power BI bietet uns eine Grundlage für qualifizierte Entscheidungen, ob wir mit einem Lieferanten zusammenarbeiten wollen oder nicht.”
Bernd Neufert, Procurement Manager im Zentraleinkauf, Eckes-Granini
Durch die Aufschlüsselung der Lieferketten konnte Eckes-Granini die Anzahl der Lieferanten-Kontakte im System verdreifachen. „Die vielen neuen Kontakte von Tier-2- und Tier-3-Lieferanten, die wir so über die letzten Jahre erschlossen haben, sind für unsere Arbeit enorm wichtig“, erklärt Bernd Neufert. „Wir wollen langfristige, enge Beziehungen zu unseren Lieferanten – besonders dann, wenn wir merken, dass sie im Bereich Nachhaltigkeit unseren Weg mitgehen wollen. Durch die neuen Kontakte kann ich Fragen stellen, erklären, was Eckes-Granini wichtig ist und wie sie als Lieferanten dorthin kommen. Früher ging das nicht so einfach.“
„Soweit wir das heute abschätzen können, werden wir die Pflichten, die aus dem Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz für uns entstehen, dank unserer Lösung in Microsoft Azure und Power BI – und natürlich durch die sorgfältige Dokumentation und Datenpflege unseres Einkaufs – sehr gut erfüllen“, erklärt Thomas Graf. Über die Verantwortung, die aus diesem Vorsprung bei der Lieferketten-Transparenz entsteht, freut sich Bernd Neufert: „Natürlich teilen wir gerne unsere Erfahrungen aus diesem Projekt mit anderen“, erklärt er. „Viele Unternehmen sind verunsichert und sehen in der Transparenz ihrer Lieferketten eine riesige Herausforderung. Wir können ihnen diese Angst nehmen: Als erstes geht es immer um die saubere Pflege und Bündelung aller notwendigen Daten. Hat man da erstmal klein angefangen, werden die Schritte sehr schnell größer. Man muss nur damit beginnen.“ Mehr nachhaltige Produkte verkaufen, die Marke schützen und Kosten kontrollieren: All das schafft Eckes-Granini heute. Bis zur Erreichung des Ziels, Säfte aus zu 100 Prozent nachhaltig hergestellten Ressourcen zu produzieren, ist es nicht mehr weit. Und die neuen Anforderungen, die gemäß des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes anfallen, werden voraussichtlich gleich mit abgedeckt.
“Die Lieferketten-Transparenz, die wir mithilfe von Microsoft Azure und Power BI geschaffen haben, hilft uns dabei, unsere Lieferanten besser zu managen. Und sie ist ein ausgezeichneter Hebel, um Lieferanten weiterzuentwickeln und Lieferkettensicherheit zu gewährleisten.”
Bernd Neufert, Procurement Manager im Zentraleinkauf, Eckes-Granini
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