Die App gegen Geisterfahrer
Einige tausend Menschen sterben jährlich auf Straßen in der EU bei Unfällen, für die Geisterfahrer verantwortlich sind. Bosch hat dieser Art Unfall den Kampf angesagt – und ein cleveres System entwickelt, dass dank Cloud-Unterstützung Falschfahrer treffsicher identifiziert. Der Clou: Binnen Sekunden warnt das System per App auch Fahrer in der Nähe.
Ist es zu dick aufgetragen, wenn wir Azure als Lebensretter bezeichnen? Nicht unbedingt. Denn wenn man den Erläuterungen der Fachleute beim Automobilzulieferer Bosch zuhört, dann wird klar, dass Azures Kubernetes-Dienste sowie Apache Kafka auf HDInsight unabdingbar sind für die Cloudbasierte Falschfahrerwarnung.
Doch der Reihe nach und zuerst zur Frage, warum ein System zur Warnung vor Geisterfahrern überhaupt auf die Cloud setzt. Ganz einfach: Weil die Kombination aus cleveren Features wie Apache Kafka auf HDInsight und der riesigen Rechenpower der Cloud ein unschlagbares Gespann ist. Das beispielsweise zwei der Probleme aus der Welt schafft, mit denen andere Projekte zu kämpfen haben, die auch vor Geisterfahrern warnen wollen.
Zum einen ist da die Verarbeitungsgeschwindigkeit: Alleine in Europa gibt es zehntausende Auffahrten zu mehrspurigen Landstraßen und Autobahnen. Sowie zig Millionen Autos, die bei schneller Fahrt entsprechend viele Positionsänderungen zu vermelden haben.
Die hierdurch aufkommenden Datenmengen sind gewaltig. Bosch schafft es dank des schlauen Einsatzes von Apache Kafka, den Falschfahrer in unter zehn Sekunden zu warnen. Entweder über einen Hinweis auf dem Smartphone, oder mittels einer fest im Auto des betreffenden Fahrzeuglenkers verbauten Komponente. Neben der Warnung liefert das System auch Handlungsanweisungen, wie der Fahrer möglichst sicher aus der Gefahrensituation kommt. Gleichzeitig erscheint die Warnung auch auf den Geräten von allen anderen Fahrern, die sich in diesem Moment in der Nähe befinden. Vorausgesetzt natürlich, sie haben die entsprechende App auf ihrem Smartphone installiert beziehungsweise ein fest verbautes Endgerät mit der passenden Software im Auto.
Dem Navi schärferes Sehen beibringen
Zum anderen galt es, die vergleichsweise geringe Ortungsgenauigkeit von GPS auszugleichen. Unter freiem Himmel können Smartphones ihre Position lediglich auf fünf Meter genau anzeigen, was angesichts von typischen Auf- und Abfahrten nicht präzise genug ist. Hier liegen die entgegengesetzten Fahrspuren eng beieinander, so dass falsch-positive Meldungen – Auto fährt auf der korrekten Fahrspur, es wird aber dennoch Alarm ausgelöst – die unweigerliche Folge wären.
Bosch verhindert solche Probleme, indem das System neben dem GPS-Signal noch per Sensor ermittelte Angaben wie Beschleunigung oder Fahrtrichtung zur Positionsbestimmung heranzieht. In Verbindung mit einer präzisen Karte der Auf- und Abfahrten können die in der Cloud laufenden Algorithmen binnen Millisekunden ermitteln, ob das Auto die Auffahrt in die falsche Richtung befährt. Laut Bosch liegt die Treffergenauigkeit bei 94 Prozent, der Anteil der falsch-positiven Alarme unterhalb von verschwindend geringen 0,0004 Prozent.
Derzeit nutzen zwischen 12 und 15 Millionen Fahrer bereits Apps oder Festeinbauten, die auf der Cloudbasierten Falschfahrerwarnung von Bosch basieren. Da Bosch allen interessierten Software-Entwicklern und Unternehmen aus der Automobilindustrie ein schlüsselfertiges Software Development Kit (SDK) bereitstellt, kann diese Zahl sich künftig noch sprunghaft vergrößern – was beinahe automatisch zu weniger Unfalltoten führen wird.
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