{"id":2263,"date":"2018-12-03T06:41:14","date_gmt":"2018-12-03T04:41:14","guid":{"rendered":"https:\/\/www.microsoft.com\/de-de\/industry\/blog\/?p=2263"},"modified":"2018-12-03T07:46:57","modified_gmt":"2018-12-03T05:46:57","slug":"wenn-kuenstliche-intelligenz-lebendig-wird","status":"publish","type":"post","link":"https:\/\/www.microsoft.com\/de-de\/industry\/blog\/financial-services\/2018\/12\/03\/wenn-kuenstliche-intelligenz-lebendig-wird\/","title":{"rendered":"Wenn k\u00fcnstliche Intelligenz lebendig wird"},"content":{"rendered":"
Im Oktober 2018 reiste ein sechsk\u00f6pfiges Team der Welthungerhilfe, von Microsoft Deutschland und der Digitalagentur PAGES Media nach Sawadi und Heerapur, zwei D\u00f6rfer im indischen Bundesstaat Madhya Pradesh, um die Technologie-Initiative zum Child Growth Monitor, kurz CGM, live im Einsatz zu erleben. Ziel war es, sich ein umfassendes Bild von bestehenden Problemen und Herausforderungen bei der praktischen Anwendung zu machen, um auf dieser Basis die Weichen f\u00fcr k\u00fcnftige Verbesserungen zu stellen. Aus meinen pers\u00f6nlichen Eindr\u00fccken ist der folgende Reisebericht entstanden (auch als Video<\/a>).<\/p>\n Helfen auch Sie dort, wo die Not am gr\u00f6\u00dften ist. Helfen Sie mit Ihrer Spende!<\/strong><\/a> <\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n Endlose Felder ziehen vor meinem Auge vorbei, die Luft flirrt vor Hitze. Der Zug, der uns die 350 Kilometer vom Ankunftsflughafen in Delhi nach S\u00fcden Richtung Gwalior bringt \u2013 und damit n\u00e4her an das aktuelle Innovationsprojekt der Welthungerhilfe Child Growth Monitor\u2013, rattert durch karge Landschaften und kleine Orte. Hinter mir liegen die ersten Eindr\u00fccke einer 11-Millionen-Einwohner-Stadt: dichter, l\u00e4rmender Verkehr, nach unseren (westlichen) Ma\u00dfst\u00e4ben fragw\u00fcrdige Infrastruktur und unz\u00e4hlige Menschen, die offen in Armut an, neben und mitunter auch auf den verm\u00fcllten Stra\u00dfen leben. Die fl\u00e4chendeckende, umfassende Armut und das Leben unter einfachsten Bedingungen sind sehr bedr\u00fcckend. Erst hier vor Ort wird einem klar, was es bedeutet, wenn statistisch gesehen 600 Millionen Menschen in Indien keinen Zugang zu einer funktionierenden Kanalisation haben.<\/p>\n <\/p>\n Unsere Reise wird uns in zwei kleinere D\u00f6rfer im Bundesstaat Madhya Pradesh f\u00fchren, in denen die Welthungerhilfe zurzeit ihr wichtigstes Innovationsprojekt vorantreibt: die Entwicklung einer App, mit der eine Mangel- oder Unterern\u00e4hrung von Kindern im kritischen Alter zwischen 0 und 5 Jahren erkannt werden soll, um den Betroffenen rechtzeitig die richtige Hilfe zukommen zu lassen. Die App l\u00e4uft auf modernen Smartphones mit Infrarot-Sensoren, mit denen die Kinder vermessen werden. Ein Algorithmus wertet mithilfe k\u00fcnstlicher Intelligenz die unz\u00e4hligen Datenpunkte aus, sodass zielgerichtet ermittelt werden kann, ob bei einem Kind Handlungsbedarf besteht. Auf Basis der generierten Daten sollen die betroffenen Kinder in spezielle Ern\u00e4hrungsprogramme aufgenommen werden, um einer drohenden Entwicklungsverz\u00f6gerung entgegenzuwirken. <\/p>\n Jochen Moninger, Leiter der Stabsstelle Innovation bei der Welthungerhilfe, hat das Projekt initiiert. Seit Anfang dieses Jahres ist Microsoft als Technologiepartner an Bord<\/a>, w\u00e4hrend Munich Re die Kooperation mit umfassender Expertise<\/a> in der Auswertung gro\u00dfer Datenmengen unterst\u00fctzt. Ebenfalls involviert ist Social Impact Partners, die das Bindeglied zwischen den operativen Gesch\u00e4ftseinheiten der Munich Re und den humanit\u00e4ren Organisationen im Entwicklungshilfesektor darstellt. Auf dieser Reise geht es f\u00fcr uns nun darum, die reale Anwendung mitzuverfolgen und uns ein Bild von den Herausforderungen zu machen, um die n\u00e4chsten sinnvollen Schritte abzustimmen. Zus\u00e4tzlich begleitet uns ein Kamerateam von PAGES Media, das ein Projektvideo drehen wird.<\/p>\n <\/p>\n Die zweite Station unserer Reise hat uns in den Norden des Bundesstaats Madhya Pradesh, in den Distrikt Sheopur, gef\u00fchrt. Madhya Pradesh mit knapp 73 Millionen Einwohnern z\u00e4hlt zu den \u00e4rmsten und am wenigsten entwickelten Bundesstaaten Indiens und liegt in dessen nationalem Human Development Index<\/a> auf Platz 27 von 29. <\/p>\n Im Kindergarten des Dorfes Sawadi, in dem 164 Familien leben, arbeiten Experten der Welthungerhilfe gemeinsam mit ausgebildeten Einwohnern daran, den Ern\u00e4hrungsstatus der Kinder zu erfassen. Hier haben wir erstmals die Smartphone-App in Aktion gesehen: Die Infrarotsensoren erfassen in 3D-Aufnahmen Tausende Datenpunkte des Kindes in unterschiedlichen K\u00f6rperpositionen. Auf diese Weise entsteht ein immenses Datenvolumen, und dies kann nur per Rechenpower aus der Cloud sinnvoll verarbeitet werden. Der dahinter liegende KI-Algorithmus lernt best\u00e4ndig hinzu und sorgt auf diese Weise daf\u00fcr, dass die Treffergenauigkeit immer h\u00f6her wird.<\/p>\n <\/p>\n Was f\u00fcr mich pers\u00f6nlich die einpr\u00e4gsamste Erfahrung war und gleichzeitig die Wichtigkeit des Projekts einmal mehr unterstreicht: Mangel- oder Unterern\u00e4hrung ist mit dem blo\u00dfen Auge nicht erkennbar \u2013 und doch betrifft sie allein in Sawadi 40 Prozent der Kinder. Fakt ist, dass manche Kinder zwar zun\u00e4chst \u201enormal\u201c ern\u00e4hrt aussehen, jedoch eine ung\u00fcnstige Weight-to-Height-Ratio aufweisen, die sich nachteilig auf ihre kognitive Entwicklung auswirken kann. \u00c4u\u00dferliche Anzeichen wie Kleinw\u00fcchsigkeit oder Apathie sind lediglich Indizien, aber noch keine handfesten Messgr\u00f6\u00dfen. Ebenso gibt es eine Reihe von sehr aktiven und fr\u00f6hlichen Kindern, die dennoch ern\u00e4hrungsseitig Hilfe ben\u00f6tigen. <\/p>\n Mit den klassischen Erfassungsmethoden (Wiegen und Messen) kann das Kernproblem bei der Bek\u00e4mpfung von Hunger \u2013 n\u00e4mlich die Identifizierung der Hilfebed\u00fcrftigen \u2013 nicht effektiv gel\u00f6st werden. Zum einen werden lediglich 70 Prozent der Kinder \u00fcberhaupt vermessen und gewogen, und zum anderen entstehen durch die manuellen Prozesse und die technisch anf\u00e4lligen Ger\u00e4te hohe Fehlerquoten, sodass bis zu 50 Prozent der Daten nicht nutzbar sind. Zugleich sind die Abl\u00e4ufe zu langwierig und wenig transparent: Die Listen mit den erfassten Daten erreichen die Hilfsorganisationen nicht selten mit zweij\u00e4hriger Versp\u00e4tung und eine Verlaufsbeobachtung individueller Personen ist ebenfalls nicht m\u00f6glich. Hier sind objektive Messkriterien und einfach zu bedienende Werkzeuge gefragt, und genau da setzt der Child Growth Monitor der Welthungerhilfe an, wie Jochen Moninger in diesem Interview-Beitrag<\/a> anschaulich erl\u00e4utert. <\/p>\n So schlie\u00dft sich der Kreis. Denn der Child Growth Monitor sorgt nicht nur f\u00fcr eine bessere, kosteng\u00fcnstigere und schnellere Erfassung der Daten, sondern auch f\u00fcr eine pr\u00e4zisere Auswertung und kontinuierliche Nachverfolgung, damit die Hilfsangebote zielgerichtet eingesetzt werden k\u00f6nnen und die richtigen Kinder erreichen.<\/p>\n <\/p>\n Selten haben so wenige Tage so tiefe Eindr\u00fccke hinterlassen wie auf dieser Reise durch Indien. Als Microsoft-Mitarbeiter haben Kassandra Xavier Esteves und ich die nachhaltige Erfahrung machen d\u00fcrfen und die Chance erhalten, uns nicht nur theoretisch, sondern wirklich praktisch einzubringen, um ein Projekt marktreif zu machen. Der Child Growth Monitor steht exemplarisch daf\u00fcr, wie Unternehmen \u2013 in diesem Fall Microsoft, Munich Re und Social Impact Partners \u2013 sich direkt in Social Business Projekten engagieren, dabei ihre jeweilige Expertise optimal vereinen und somit auf dieser Welt wirklich etwas bewegen k\u00f6nnen. <\/p>\n <\/p>\n Die vergangenen Tage haben uns vor Augen gef\u00fchrt, dass NGOs gro\u00dfe Innovationsprojekte wie den Child Growth Monitor nicht allein stemmen k\u00f6nnen, sondern daf\u00fcr starke Partner ben\u00f6tigen. Zwar k\u00f6nnen NGOs mit finanziellen Mitteln aus Spenden Einiges bewegen, doch langfristiges Commitment von Unternehmen aus der Privatwirtschaft, die ihre eigenen Kernkompetenzen und ihr Know-how einbringen, haben einen noch umfassenderen Effekt. <\/p>\n Wir sind bereits gespannt auf die n\u00e4chsten Schritte. Geplant ist, die Vorteile des Child Growth Monitor mit seiner neuen Art der Datenerhebung auch f\u00fcr andere Entwicklungshilfeorganisationen zur Verf\u00fcgung zu stellen. Tats\u00e4chlich soll die App zum neuen Standard weltweit werden. Das n\u00e4chste Ziel der Welthungerhilfe ist es daher, den Child Growth Monitor im kommenden Jahr als Social Business aufzubauen und die Kosten durch unternehmerisches Handeln wieder hereinzuholen, indem Einnahmen generiert werden. Ein Engagement in Social Business bietet wiederum den teilhabenden Unternehmen den Vorteil, ihren Firmenwert mittel- und langfristig zu steigern.<\/p>\n Aus der Sicht von Microsoft bedeutet das: Technologie und Innovationen aus dem Bereich Cloud Computing und K\u00fcnstliche Intelligenz werden hier zum Hebel, um eine grunds\u00e4tzliche Ver\u00e4nderung anzusto\u00dfen, die den Menschen in Entwicklungsl\u00e4ndern langfristig und nachhaltig zugutekommt. So ist der Child Growth Monitor nicht zuletzt auch ein anschauliches Beispiel daf\u00fcr, wie die Mission von Microsoft \u2013 Empower every person and every organization on the planet to achieve more \u2013 gelebt wird.<\/p>\n <\/p>\n <\/p>\n Die Reise hat allen Projektbeteiligten eines verdeutlicht: Es ist etwas v\u00f6llig anderes, mit eigenen Augen zu sehen, wie ein Projekt zum Leben erweckt wird, als am Schreibtisch oder in einem Besprechungsraum \u00fcber die Bereitstellung von Rechenressourcen in der Cloud oder AI-Technologie zu diskutieren. <\/p>\n Im Falle des Child Growth Monitor konnten wir vor Ort sehen, wie die Abl\u00e4ufe funktionieren, wo Verbesserungspotenziale liegen und welche Problematiken bei der Messung und Erfassung der Daten entstehen. Praktische Fragen \u2013 praktische L\u00f6sungen.<\/p>\n An dieser Stelle ein herzliches Dankesch\u00f6n an:<\/p>\nMit dem Zug auf dem Weg zu Regionen, in denen Hilfe dringend n\u00f6tig ist<\/h2>\n
Zwischenstation im indischen Nirgendwo zwischen Sawadi und Heerapur: Hunger ist unsichtbar.<\/h2>\n
Auf dem Heimweg nach Deutschland \u2013 mit Millionen Erinnerungen im Gep\u00e4ck<\/h2>\n
Fazit<\/h2>\n
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