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GitHub Copilot: Agent Mode und Project Padawan

7. März 2025

Portrait Bild von Markus Zeischke

Markus Zeischke

Mit GitHub Copilot hat sich seit 2021 die Art, wie Software entwickelt wird, grundlegend verändert. Von diesem Zeitpunkt an haben Developer einen KI-gestützten Pair-Programmierer an ihrer Seite, der nicht nur Code vervollständigt, sondern auch Verbesserungsvorschläge macht, Boilerplate-Code generiert und lästige, repetitive Aufgaben übernimmt. Kurz gesagt: Copilot nahm viel Arbeit ab und machte das Coden effizienter – fast so, als hätte man erfahrene Teammitglieder immer griffbereit.

Copilot war schon ein Gamechanger – wird jetzt aber noch besser. Eigenständig Entscheidungen treffen, komplexe Abläufe automatisieren oder mehrere Schritte gleichzeitig optimieren? Das war bisher Zukunftsmusik, wird aber jetzt möglich – mit dem neuen Agent Mode, den GitHub CEO Thomas Dohmke im Rahmen der Microsoft AI Tour in Köln im Detail vorstellen wird.

Eine neue Ära der KI-gestützten Entwicklung

Der Agent Mode, der derzeit als Preview verfügbar ist, erweitert die bisherigen KI-gestützten Coding-Funktionen um autonome, mehrstufige Arbeitsabläufe. GitHub Copilot kann nun den Code analysieren, relevante Dateien lesen, Bearbeitungsvorschläge machen und sogar Terminalbefehle sowie Tests ausführen. Dabei erkennt er Kompilierungs- und Lint-Fehler, überwacht Terminal- und Testausgaben und korrigiert Fehler automatisch in einem Iterationsprozess, bis die Aufgabe erfolgreich abgeschlossen ist.

Eine zentrale neue Funktion ist, dass Copilot nicht nur seinen eigenen Code verbessert, sondern auch das Ergebnis dieses Codes bewertet und weiter optimiert. Zudem kann er zusätzliche, nicht explizit genannte, aber für die Aufgabe notwendige Schritte eigenständig ableiten und ausführen. Dadurch entfällt das manuelle Hin- und Herkopieren von Fehlern aus dem Terminal in den Chat – GitHub Copilot übernimmt die Fehlerbehebung direkt. Wie das aussehen kann, zeigt dieses Beispiel einer Web App.

Coverbild des E-Books „GitHub Copilot: Tipps & Tricks Vol.2“. Neben dem Titel zeigt das Cover den Schriftzug „Best practices for developers to work more productively with GitHub Copilot“

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Funktionen im Detail: Was der neue Agent Mode kann

  • Autonome Fehlerkorrektur: Ein scheinbar einfacher Fehler zieht sich durch mehrere Dateien und sorgt für unerwartete Probleme. Der neue Copilot-Agent erkennt diese Fehler, schlägt Fixes vor und kann sie direkt umsetzen – oder dich um Bestätigung bitten, bevor Änderungen übernommen werden.
  • Intelligentes Debugging: Der Agent Mode analysiert nicht nur den Code, sondern auch Laufzeitfehler und Compiler-Fehlermeldungen. Er versteht den Kontext und kann gezielt Lösungen vorschlagen, die sich direkt auf das Problem beziehen.
  • Terminal-Integration: Copilot kann nun auch mit dem Terminal interagieren. Er schlägt sinnvolle Befehle vor und kann deren Output auswerten. Zum Beispiel Pakete installieren, wenn eine Abhängigkeit fehlt, Tests ausführen und die Ergebnisse analysieren sowie Code kompilieren und auftretende Fehler direkt korrigieren. Da jede Terminal-Interaktion transparent bleibt, kannst du entscheiden, ob ein Befehl ausgeführt wird oder nicht.
  • Iterative Entwicklung: Copilot arbeitet nicht nur mit einer einmaligen Antwort, sondern iteriert über den Code. Er überprüft seine eigenen Änderungen, erkennt fehlerhafte Vorschläge und optimiert sie weiter. Das sorgt für einen natürlicheren, effizienteren Entwicklungsprozess.

So kannst du den Agent Mode nutzen?

Der Agent Mode kann über VS Code Insiders getestet werden. Dafür öffnest du die Copilot Edits-Ansicht, wählst im Modus-Dropdown den Agent Mode aus und gibst deine Anfrage ein.

In diesem Modus hat Copilot die Fähigkeit, eine Vielzahl von Aufgaben autonom und transparent zu erledigen. So kann er zum Beispiel Apps von Grund auf neu erstellen, Refactorings über mehrere Dateien hinweg durchführen, Tests schreiben und ausführen, alten Code auf moderne Frameworks migrieren sowie Dokumentationen generieren und Bibliotheken integrieren. Zudem ist Copilot in der Lage, Fragen zu komplexen Codebasen zu beantworten, was den Agent Mode besonders hilfreich für größere und vielschichtige Projekte macht. Trotz der Autonomie behält Copilot dabei stets die Kontrolle und Transparenz, sodass du jederzeit den Überblick behältst.

Der Ablauf einer Anfrage im Agent Mode ist sehr strukturiert: Copilot geht so oft wie nötig die folgenden Schritte durch, um deine Anfrage zu erfüllen. Zuerst ermittelt er automatisch den relevanten Kontext sowie die betroffenen Dateien. Daraufhin schlägt Copilot Änderungen am Code vor oder empfiehlt Terminal-Befehle, etwa zum Kompilieren, Installieren von Paketen oder Ausführen von Tests. Anschließend überprüft Copilot den Code, erkennt Fehler und korrigiert diese anhand von Ausgaben und Logs. Um Fehler zu vermeiden, zeigt Copilot alle Tool-Aktionen in der Benutzeroberfläche an. Zudem erfordert jeder Terminal-Befehl deine Bestätigung, und du kannst alle Änderungen jederzeit mit der Funktion „Undo Last Edit“ zurücksetzen.

Trotz dieser Automatisierung kannst du die Kontrolle über den Kontext behalten. Copilot kann selbstständig relevante Dateien finden, aber du hast auch die Möglichkeit, den Kontext gezielt zu steuern. So kannst du Dateien per Drag & Drop oder mit „Add Files“ hinzufügen oder spezifische Dateien referenzieren. Darüber hinaus hast du die Möglichkeit, eigene Vorgaben, wie etwa Coding-Guidelines, festzulegen.

Da Copilot im Agent Mode mehrere Anfragen pro Prompt sendet, ist dieser Modus etwas langsamer und verbraucht mehr Kontingent als der normale Edit Mode. Daher empfiehlt es sich, den Agent Mode vor allem für komplexe, mehrstufige Aufgaben zu nutzen. Für einfache, klar definierte Änderungen hingegen ist der Edit Mode besser geeignet.

Hinter den Kulissen arbeitet der Agentenmodus mit einem LLM (Large Language Model), das je nach gewähltem Modell (z. B. GPT-4o, Claude Sonnet) Vorschläge generiert. Dabei nutzt Copilot eine komprimierte Darstellung des Workspaces, um relevanten Kontext zu behalten, ohne die gesamte Codebasis analysieren zu müssen. Zusätzlich greift er auf spezialisierte Werkzeuge zurück, um Dateien zu lesen, Terminal-Befehle auszuführen oder Fehleranalysen durchzuführen. Diese Kombination ermöglicht eine gezielte Code-Optimierung und verbessert den Entwicklungsprozess kontinuierlich.

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Eine Frau steht als Moderatorin an einem Pult mit einem Laptop.
Tipps & Tricks: So steigern Sie die Entwicklungsproduktivität mit GitHub Copilot & Co.

Blick in die Zukunft: Project Padawan

Während der Agent Mode bereits ein großer Sprung ist, geht Project Padawan noch einen Schritt weiter. Das Ziel: Ein autonomer Softwareentwicklungs-Agent, der Entwicklungsaufgaben übernimmt – von der Analyse eines Issues bis zum getesteten Pull Request. Zum Start wird Project Padawan noch keine vollständigen Programme eigenständig schreiben können. Stattdessen wird es gezielt Aufgaben wie Code-Refactoring, Testautomatisierung und Fehlerbehebung übernehmen, um den Entwicklungsprozess reibungsloser zu gestalten.

Diese Entwicklung ist ein erster Schritt in Richtung einer Zukunft, in der KI immer mehr Aufgaben übernimmt und Developer als Dirigenten eines ganzen Orchesters von KI-Agenten agieren. Statt sich mit repetitiven Aufgaben aufzuhalten, können sie die kreativen und strategischen Entscheidungen lenken, während KI-gestützte Systeme die Umsetzung beschleunigen. Die Möglichkeiten bietet Project Padawan bereits jetzt:

  • Automatische PRs: Project Padawan kann Issues in GitHub übernehmen und direkt Pull Requests erstellen.
  • Testgetriebene Entwicklung: Project Padawan testet seinen eigenen Code vor dem Commit und passt ihn an, wenn nötig.
  • Zusammenarbeit mit Menschen: Statt blind Änderungen vorzunehmen, arbeitet Project Padawan mit menschlichen Reviewern zusammen und kann Feedback selbstständig umsetzen.

Von der Assistenz zur Zusammenarbeit

Mit dem Agent Mode wird Copilot von einem passiven Helfer zu einem aktiven Entwicklungspartner. Er entlastet Developer noch mehr von Routinearbeiten, hilft bei der Fehlersuche und sorgt für eine flüssigere Coding-Erfahrung. So kannst du dich stärker auf strategische Entscheidungen und innovative Lösungen zu fokussieren. Kurz gesagt bleibt dir mehr Zeit für die kreativen und anspruchsvollen Aspekte der Softwareentwicklung.

Und das Beste: Du kannst den Agent Mode jetzt schon über VS Code Insiders ausprobieren. Und noch spannender: Project Padawan soll später dieses Jahr erscheinen und ist der nächste große Schritt der KI-gestützten Softwareentwicklung. Wer das volle Potenzial von Copilot nutzen will, sollte sich das nicht entgehen lassen.

Weiterführende Ressourcen zum Thema Entwicklungsproduktivität