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Mehr Intelligenz, mehr Möglichkeiten: Wie sich KI-Agenten weiterentwickeln
8. April 2025

Markus Zeischke
In den ersten drei Beiträgen dieser Blogserie haben wir uns mit den Grundlagen von KI-Agenten beschäftigt – angefangen mit der Architektur und Funktionsweise, gefolgt von konkreten Anwendungsfällen in unterschiedlichen Branchen und der praktischen Umsetzung mit dem Azure AI Agent Service. Im vierten Teil werfen wir einen Blick in die Zukunft und stellen aktuelle Entwicklungen vor, die KI-Agenten noch leistungsfähiger machen. Anhand von drei Beispielen zeigen wir, wie neue Technologien und Integrationen die Fähigkeiten von Agenten erweitern:
- Multi-Agent-Systeme – wie mehrere spezialisierte Agenten kooperieren, um komplexe Aufgaben effizienter zu lösen und Entscheidungen autonom zu treffen.
- KI-Agenten in OT und IoT – wie intelligente Agentensysteme industrielle Abläufe optimieren, von vorausschauender Wartung bis hin zur autonomen Steuerung von Maschinen.
- Erweiterte Wissenswerkzeuge für KI-Agenten – wie die Integration von Microsoft Fabric und Tripadvisor datengetriebene Entscheidungen und verbesserte Antworten durch präzisere, kontextbezogene Informationen ermöglicht.
Diese Entwicklungen zeigen, wie sich KI-Agenten weiterentwickeln und in immer komplexeren Umgebungen eingesetzt werden können. Lass uns nun tiefer in diese drei Bereiche eintauchen.
Multi-Agenten-Systeme: Die Zukunft der KI-Kollaboration
Die Integration von Multi-Agenten-Systemen ist eine der spannendsten Entwicklungen im Bereich KI-Agenten. Diese Systeme bestehen aus mehreren KI-Agenten, die miteinander kommunizieren und kooperieren, um größere, komplexere Aufgaben zu bewältigen. So können verschiedene Agenten in einem System unterschiedliche Spezialaufgaben übernehmen, was zu einer erheblichen Effizienzsteigerung führt. Ein kollaborativer Ansatz wie dieser ermöglicht es, Prozesse flexibler und skalierbarer zu gestalten.
Einzelagenten-Systeme vs. Multi-Agenten-Systeme
Einzelagenten-Systeme bestehen aus einer autonomen Einheit, die in einer Umgebung operiert und bestimmte Ziele verfolgt. Diese Systeme arbeiten isoliert – ein klassisches Beispiel ist ein Chatbot, der Kundenanfragen bearbeitet, ohne mit anderen Agenten zu kommunizieren.
Im Gegensatz dazu bestehen Multi-Agenten-Systeme (MAS) aus mehreren autonomen Agenten, die in einer gemeinsamen Umgebung interagieren. Diese Agenten können kooperieren, verhandeln oder sogar konkurrieren, um individuelle oder kollektive Ziele zu erreichen. In einer intelligenten Produktionsumgebung können beispielsweise verschiedene Roboter (Agenten) auf einer Montagelinie zusammenarbeiten, um den gesamten Produktionsprozess zu optimieren.

Diese Herangehensweise bietet eine Reihe von Vorteilen:
- Interaktionsdynamik: Während Einzelagenten-Systeme autonom arbeiten, erfordern MAS ausgeklügelte Mechanismen zur Koordination und Konfliktlösung zwischen den Agenten.
- Komplexität und Skalierbarkeit: Einzelagenten-Systeme sind einfacher zu entwerfen, stoßen jedoch bei komplexen oder groß angelegten Aufgaben an ihre Grenzen. MAS verteilen Aufgaben auf mehrere Agenten und können so auch komplizierte Herausforderungen bewältigen.
- Robustheit und Fehlertoleranz: Durch ihre dezentrale Struktur sind MAS widerstandsfähiger gegen Ausfälle. Fällt ein Agent aus, können andere seine Aufgaben übernehmen, sodass die Gesamtleistung nicht beeinträchtigt wird.
Anwendungsfälle von Multi-Agenten-Systemen
Multi-Agenten-Systeme finden in vielen Bereichen Anwendung, gute Beispiele sind die folgenden:
- Industrie 4.0: Roboter arbeiten autonom zusammen, um Fertigungsprozesse zu optimieren.
- Kundenservice: KI-Agenten interagieren untereinander, um Anfragen effizienter zu bearbeiten.
- Gesundheitswesen: MAS unterstützen bei der Diagnose, indem verschiedene Agenten medizinische Daten analysieren und vergleichen.
- Finanzwesen: Multi-Agenten handeln autonom auf Finanzmärkten und optimieren Portfolios.
Ein praktisches Anwendungsbeispiel ist eine Multi-Agent-Architektur, bei der spezialisierte Agenten wie der DALL-E Assistant (Bildgenerierung) und der Vision Assistant (Bildanalyse) in einer koordinierten Umgebung arbeiten. Dabei dient der User Proxy Assistant als zentrale Vermittlungsstelle zwischen den Agenten:
- User Proxy Assistant: Hauptvermittler zwischen den spezialisierten Agenten, der Nachrichten weiterleitet und den Ablauf koordiniert.
- DALL-E Assistant: Nutzt das DALL-E-Modell zur Generierung von Bildern.
- Vision Assistant: Analysiert die generierten Bilder mit dem GPT-4 Vision-Modell und gibt Feedback.
Ein Benutzender gibt eine Anfrage zur Bildgenerierung ein. Der User Proxy Assistant leitet diese Anfrage an den DALL-E Assistant weiter, der ein Bild erstellt. Anschließend wird das Bild an den Vision Assistant gesendet, der eine Analyse durchführt und Feedback zur Bildqualität gibt. Falls notwendig, wird der Prozess iterativ wiederholt, bis das gewünschte Ergebnis erzielt wird.
Die Weiterentwicklung von Multi-Agenten-Systemen stellt einen Meilenstein in der KI-Technologie dar. Dank neuer Plattformen wie der Azure OpenAI Assistant API wird die Implementierung solcher Systeme zunehmend zugänglicher und effizienter. Unternehmen, die auf diese Architektur setzen, profitieren von einer verbesserten Automatisierung, höherer Effizienz und einer widerstandsfähigen, skalierbaren Architektur.
Das Model Context Protocol für Multi-Agent-Systeme
Ein weitere spannende Entwicklung ist die Integration des Model Context Protocol (MCP) in Multi-Agenten-Systeme. Dadurch werden die Fähigkeiten von KI-Agenten erheblich erweitert, da sie einen standardisierten Kommunikationsweg zwischen verschiedenen Datenquellen und KI-Modellen ermöglicht. MCP ist ein offener Standard, der darauf abzielt, KI-Assistenten nahtlos mit vielfältigen Datenquellen zu verbinden, um kontextbewusste Interaktionen zu fördern.
Die Integration von MCP mit dem Azure AI Agent Service schafft eine gemeinsame Sprache, die es KI-Modellen erlaubt, dynamisch auf Agenten zuzugreifen, die über spezifisches Wissen und Werkzeuge verfügen. Diese Kombination ermöglicht den Zugriff auf Daten aus verschiedenen Quellen, darunter:
- Echtzeit-Webdaten: Nutzung von Bing Search für aktuelle Informationen.
- Interne, private Daten: Abruf von Informationen über Azure AI Search.
- Weitere Quellen: Integration von Plattformen wie SharePoint und Fabric ist in Planung.
Dadurch ergeben sich verschiedene Vorteile:
- Erweiterte Kontextualisierung: Agenten können dynamisch auf relevante Datenquellen zugreifen, was zu präziseren und kontextuell relevanteren Antworten führt.
- Flexibilität und Erweiterbarkeit: Durch den offenen Standard von MCP können Developer problemlos neue Datenquellen und Werkzeuge integrieren, ohne bestehende Systeme umfassend anpassen zu müssen.
- Effiziente Datenverarbeitung: Die standardisierte Kommunikation zwischen Agenten und Datenquellen reduziert Latenzzeiten und verbessert die Gesamteffizienz des Systems.
Die Kombination von MCP und Azure AI Agent Service stellt einen bedeutenden Fortschritt in der Entwicklung von Multi-Agenten-Systemen dar und eröffnet neue Möglichkeiten für die Erstellung intelligenter, adaptiver und kontextbewusster KI-Lösungen.
Einsatzmöglichkeiten von KI-Agenten im Bereich OT und IoT
Auch die Integration von KI in die Bereiche der Betriebstechnologie (OT) und des Internets der Dinge (IoT) eröffnet neue Horizonte, unter anderem bei der industriellen Fertigung. KI-Agenten agieren hierbei als intelligente Vermittler zwischen physischen Maschinen und digitalen Systemen, indem sie Daten in Echtzeit analysieren, interpretieren und darauf basierend autonome Entscheidungen treffen.
Verbesserte Interoperabilität durch digitale Fäden
Ein zentrales Konzept in diesem Zusammenhang ist der Digital Thread, der eine durchgängige Datenverbindung über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg ermöglicht. KI-Agenten nutzen diesen, um Informationen nahtlos zwischen verschiedenen Systemen und Prozessen auszutauschen, was zu einer verbesserten Interoperabilität und Effizienz führt. Gute Beispiele dafür sind:
- Vorausschauende Wartung: Durch die kontinuierliche Überwachung von Maschinenzuständen können KI-Agenten Abweichungen und potenzielle Ausfälle frühzeitig erkennen. Dies ermöglicht proaktive Wartungsmaßnahmen, reduziert ungeplante Stillstandzeiten und verlängert die Lebensdauer von Anlagen.
- Optimierung von Produktionsprozessen: KI-Agenten analysieren Produktionsdaten in Echtzeit und identifizieren Engpässe oder Ineffizienzen. Auf Basis dieser Erkenntnisse können sie Anpassungen vorschlagen oder autonom durchführen.
- Qualitätskontrolle: Durch den Einsatz von Computer-Vision-Technologien, wie sie beispielsweise in Azure AI Custom Vision verfügbar sind, können KI-Agenten visuelle Inspektionen automatisieren. Sie erkennen Defekte oder Abweichungen in Produkten schneller und genauer als traditionelle Methoden.
Integration und Sicherheit von KI-Agenten
Die Implementierung von KI-Agenten in OT- und IoT-Umgebungen erfordert eine sorgfältige Integration in bestehende Systeme. Plattformen wie Azure AI Foundry bieten Developern die notwendigen Werkzeuge, um KI-Anwendungen zu entwerfen, anzupassen und zu verwalten. Gleichzeitig ist es essenziell, Sicherheitsaspekte zu berücksichtigen. Lösungen wie Microsoft Defender for IoT unterstützen dabei, IoT-Geräte zu schützen und eine sichere Kommunikation zwischen den Komponenten zu gewährleisten.
Ein herausragendes Beispiel für den Einsatz von KI-Agenten in IoT- und OT-Systemen ist der Fabric Operations Agent von Azure AI Foundry. Dieser KI-gestützte Agent optimiert Betriebsabläufe, indem er Daten aus verschiedenen Systemen sammelt, analysiert und automatisierte Handlungsempfehlungen gibt. Zu den Funktionen des Fabric Operations Agent gehören:
- Echtzeitüberwachung von Maschinen- und Prozessdaten
- Vorausschauende Wartung durch Anomalieerkennung
- Automatisierte Optimierung von Produktionsprozessen
- Integration mit bestehenden IoT- und Cloud-Umgebungen
Die Kombination von KI-Agenten mit OT- und IoT-Systemen bietet ein großes Potenzial. Unternehmen, die diese Technologien implementieren, profitieren von gesteigerter Effizienz, verbesserter Produktqualität und erhöhter Flexibilität in ihren Prozessen. Die kontinuierliche Weiterentwicklung und Integration dieser intelligenten Systeme wird entscheidend sein, um im Bereich von Industrie 4.0 wettbewerbsfähig zu bleiben.
Mehr Wissen, bessere KI: Die Rolle der Datenintegration
Wissen bildet die Grundlage für fundierte Entscheidungen von KI-Agenten. Durch die Integration umfassender und präziser Daten kann ein KI-Agent seine Genauigkeit steigern und effektive Lösungen liefern, die dem Nutzenden bzw. der Kundschaft zugutekommen. Das Ziel sollte daher sein, eine breite Palette von Wissenstools bereitzustellen, die verschiedene Kundenanforderungen abdecken – von unstrukturierten Textdaten über strukturierte und private Daten bis hin zu lizenzierten und öffentlichen Webinhalten.

Aus diesem Grund erweitert Microsoft auch regelmäßig seinen Azure AI Agent Service – zum Beispiel um neue Wissenswerkzeuge von Microsoft und anderen Anbietern, wie die beiden aktuellsten Neuzugänge Microsoft Fabric und Tripadvisor. Diese Integrationen ermöglichen es KI-Agenten, strukturierte und semantische Daten für genauere und fundiertere Antworten zu nutzen.
Microsoft Fabric: Datengetriebene Entscheidungen für KI-Agenten
Microsoft Fabric bietet KI-gestützte Datenagenten, die Informationen aus verschiedenen Unternehmensquellen bündeln. Im Zentrum steht OneLake, ein einheitlicher, verwalteter Datenpool, der verschiedene Datenquellen integriert und für KI-Agenten zugänglich macht. So können Unternehmen datenbasierte Erkenntnisse direkt in ihre KI-Anwendungen einfließen lassen.
Tripadvisor: Hochwertige lizenzierte Daten für verbesserte Antworten
Mit der Integration von Tripadvisor können KI-Agenten auf eine umfangreiche, gut gepflegte Datenbank mit Informationen zu Hotels, Restaurants und Reiseerfahrungen zugreifen. Diese lizenzierten Daten verbessern die Qualität und Relevanz der generierten Antworten erheblich, insbesondere für Anwendungen in der Tourismusbranche.
Werkzeuge und Daten dieser Art machen KI-Agenten noch leistungsfähiger und helfen Unternehmen, intelligente und datengetriebene Entscheidungen zu treffen.
Smarter, vernetzter, leistungsfähiger
Die Entwicklung von KI-Agenten schreitet rasant voran. Multi-Agenten-Systeme ermöglichen eine effiziente Zusammenarbeit spezialisierter Agenten, IoT- und OT-Integrationen eröffnen neue Anwendungsmöglichkeiten in der Industrie, und erweiterte Wissenswerkzeuge wie Microsoft Fabric und Tripadvisor verbessern die Datenbasis für präzisere Entscheidungen.
Unternehmen, die auf diese Technologien setzen, profitieren von mehr Automatisierung, Flexibilität und Effizienz. Die Zukunft gehört intelligenten, vernetzten und kontextbewussten KI-Agenten – und wir stehen erst am Anfang dieser spannenden Entwicklung.
Neugierig geworden? Dann probiere die neuen Möglichkeiten direkt aus – hier sind drei Möglichkeiten für die nächsten Schritte:



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